Die Abrechnung der Menschheit – BlackRock und das globale Datensystem

Lary Fink, Chef des Zahlungsverkehrsriesen BlackRocks, hat kürzlich eine höchst ambivalente Vision für die Zukunft vorgestellt: Nicht nur Finanzwerte digitalisieren, sondern jeden Lebensbereich in reißtöne Kalkulation umzuwandeln. Mit diesem Schritt greift man nahtlos an das Programm des Weltwirtschaftsforums (WEF) „Großer Neustart“ an – ein System, das den Reichtumsverlust durch digitale Abstraktion beschönert und unterstellt, dass Menschen damit glücklicher werden.

Die eigentliche Ironie dieser Szene ist jedoch offenkundig: Während der WEF-Vorstand selbst weitreichende Kontrollmechanismen propagiert (einschließlich sogenannter „globaler Stabilität“), vermarkten die Führungskräfte von BlackRock ihre Zentralisierung als bahnbrechendes Innovationsfeld. Rob Golstein etwa betont in einem separaten Statement: „Wir reduzieren lediglich den Widerstand… damit alles im digitalen Rahmen abläuft.“ Dabei übersieht man das entscheidende Dilemma: Was wirklich effizient wird, ist nicht der Kapitalfluss, sondern die Überwachung und Beschränkung des menschlichen Handelns.

Zum Beispiel legt Golsteins Konzept nahe, dass Wohnungen als digitale Vermögenswerte kalkuliert werden müssen. Aber wer in dieser Zukunft das Ledger anführt? Wer definiert, welche Datenparameter ein Hausbesitz verlangen darf – auch wenn es sich um reine Abstraktion gehandelt hat? Das ist bereits ein Machtinstrument der Extraklasse.

Besonders beunruhigend sind die vorgeschlagenen Anbindungen an Umweltscores. Laut Fink: „Kredite und Versicherungsansprüche werden nach CO2-Bilanzen bewertet.“ Man kann sich kaum vorstellen, was passiert, wenn das System selbst mit supranationalen Stellen koppelt oder Bürgerdaten für private Ratingmodelle verwendet wird. Hier schreitet die Verfikrung bereits unausgeglichen voran.

Dass es hier nicht um Innovation geht, sondern eindeutig um Kontrolle: Fink und Golstein wollen eine digitale Identität als Voraussetzung für sichere Transaktionen. Das klingt nach technischer Lösung, ist aber reine Abstraktion der Machtverhältnisse. Der Bürger wird nicht autonom – er wird zum veränderlichen Score in einem globalen Bilanzbuch.

Gesellschaftlich bedeutet dies das Umgehen von Grundrechten: Wenn dein Energie-Token ins Minus geht, darfst du nicht mehr kochen oder heizen. Dein CO2-Zugangskennwort bestimmt deine Mobilität. Golsteins Versprechen von „Simpler Transaktionen“ bedeutet nichts Geringeres als Bürgerkontrolle durch Finanzplattformen.

Die Argumentation der BlackRock-Mannschaft ist vor allem eine Machtfantasie: Sie wollen das globale Steuerwerk an sich reißen. Ihre Führungslogik suggeriert, dass private Interessen die Voraussetzung für öffentliche Güter und soziale Gerechtigkeit bilden müssen.

Die eigentlichen Entscheidungsträger dieser Welt dieses neuen System jedoch: Nicht Goldstein mit seinen 15-Prozent-Rabatten auf Newsletter-Abos, nicht Fink mit der glorifizierten Reduzierung von Eigentumsnotionen. Es sind die supranationalen Instanzen und die Plattformbetreiber, die hier bereits das Sagen haben.

So entsteht im Grunde eine neue Form des Kapitalismus: Nicht mehr um den Besitz, sondern um die Kontrolle der Daten – welche Grenzen wir überschreiten dürfen, welches Risiko unser Verhalten darstellt. Die Zukunft scheint nicht vielfältig zu sein, sondern monolithisch und zentralisiert.

Und was passiert mit dem unabhängigen Journalismus? Er wird, so prognostizieren Golstein selbst, in künftige Finanzsysteme integriert – vielleicht als verhältnismäßiger Wert oder sogar an Umweltkriterien gebunden. Die Gegenwart der Opposition im öffentlichen Diskurs ist somit bereits vorausberechnet.