Künstliche Intelligenz und die Illusion der Überflusswirtschaft: Warum KI das Geld nicht retten kann

Die Künstliche Intelligenz verspricht eine Zukunft des Überflusses, doch wer glaubt, dass sie das Geld überflüssig machen wird, irrt sich schwer. Knappheit bleibt unverändert – sie verändert nur ihre Form. Die eigentliche Gefahr liegt nicht in der Technik selbst, sondern in den Händen von Monopolisten und Politikern, die diese für eigene Zwecke missbrauchen.
Ein Kommentar von Heinz Steiner

Die Fortschrittspropheten reden sich den Mund fusselig: Künstliche Intelligenz werde uns befreien, Arbeit überflüssig machen und Reichtum in unvorstellbaren Dimensionen erzeugen. Doch was passiert, wenn der Mensch angeblich nichts mehr verkaufen kann – außer seiner bloßen Anwesenheit? Wird die Marktwirtschaft überflüssig, weil Knappheit verschwindet? Diese naive Vorstellung ist nicht nur gefährlich, sondern auch völlig falsch. Denn Knappheit existiert immer. Es gibt immer Alternativen und Opportunitätskosten. Und genau deshalb wird das Geld niemals „obsolet“.

Deutschland liefert die besten Beispiele, um diesen Irrtum zu entlarven. Jährlich werden zehn Millionen Tonnen Lebensmittel weggeworfen, doch Menschen wissen nicht, wie sie ihre nächste Mahlzeit bezahlen sollen. Die Ursache ist nicht „der Markt“, sondern dessen Verfälschung. Bürokratie, Preisregulierungen, Mindestlöhne und Subventionen treiben die Preise künstlich in die Höhe und zerstören das Preissystem, das in einer echten Marktwirtschaft sicherstellen würde, dass Güter dort landen, wo sie gebraucht werden. Die Entsorgung von Brot in Supermärkten während Tafeln überlaufen sind, ist kein Marktversagen, sondern eine politische Gängelung.

Märkte sind Entdeckungsverfahren. Unternehmer erkennen Knappheiten und bieten Lösungen an. Wer glaubt, dass Maschinen dies beenden, verwechselt Produktivität mit Allokation. Eine KI kann Rechenaufgaben lösen oder Prozesse beschleunigen, aber sie ersetzt nicht das Preissystem, das uns zeigt, was wertvoll ist und was nicht. Je mehr produziert werden kann, desto wichtiger wird es, knappe Ressourcen sinnvoll zu lenken – Kapital, Zeit, Aufmerksamkeit bleiben endlich.

Die technokratische Antwort lautet meist: „Dann braucht es ein bedingungsloses Grundeinkommen.“ Mit anderen Worten: Der Staat soll Geld verteilen, damit Menschen sich am Markt bedienen können, während er gleichzeitig die Kaufkraft der Währung durch Steuern oder Druckerpresse ruiniert. Das ist nichts anderes als eine Umverteilungslogik, die uns Inflation, Enteignung und Abhängigkeit vom Staat beschert. Wer aus der Geschichte gelernt hat, weiß, wohin das führt: in die Sackgasse des Sozialismus, getarnt als „digitale Gerechtigkeit“.

Es ist bemerkenswert, wie wenig Vertrauen viele Menschen in die Kräfte der Freiheit haben. Statt auf Unternehmergeist und Wettbewerb zu setzen, träumen sie von „universellen Basisdiensten“, die der Staat angeblich besser bereitstellen könnte. Dass diese Illusion noch immer geglaubt wird, ist grotesk. Zentralistische Lösungen können niemals die Informationsfülle des Marktes ersetzen. Ein Beamter in Berlin wird niemals wissen, was ein Mensch in München oder Dresden braucht – geschweige denn, wie dies am effizientesten befriedigt werden kann. Doch trotzdem sollen wir glauben, dass dieselben Apparatschiks, die es nicht einmal schaffen, einen funktionierenden Flughafen zu bauen, plötzlich eine KI-gesteuerte Wirtschaft verwalten können?

Die wirkliche Gefahr liegt nicht in der KI selbst, sondern darin, wie Politik und Großkonzerne sie einsetzen. Wenn Staaten und Tech-Giganten im Schulterschluss Monopole aufbauen, Patente missbrauchen und Zugänge kontrollieren, entsteht das, was Yanis Varoufakis „Technofeudalismus“ nennt – nicht durch zu viel Markt, sondern durch dessen Ausschaltung. Monopole gedeihen dort, wo der Staat durch Regulierung die Konkurrenz fernhält. Genau das sehen wir heute: Ein paar Großkonzerne sichern sich mithilfe der Politik die Macht über Datenströme.

Die Antwort ist nicht mehr Staat, sondern weniger. Freier Wettbewerb, Eigentumsrechte und offene Strukturen sind das einzige Gegenmittel gegen digitale Knechtschaft. Künstliche Intelligenz kann Wohlstand erzeugen, aber nur, wenn sie im Rahmen eines echten Marktes genutzt wird – nicht als Spielball politischer Ideologen oder Milliardäre.

Am Ende bleibt die Erkenntnis: Die KI-Revolution macht das Geld noch bedeutender. Je größer die Produktivität, desto wichtiger sind Preise, um Orientierung zu geben. Wer glaubt, dass wir im Überfluss keine Knappheit mehr haben, irrt gewaltig. Es bleibt die Frage, ob wir auf Freiheit und Markt setzen – oder auf Planwirtschaft und Bevormundung. Im ersten Fall könnte KI eine Ära des Wohlstands einläuten. Im zweiten führt sie in digitale Leibeigenschaft, in der wir zwar von Maschinen umgeben sind, aber nichts mehr besitzen.