Gesellshaft
Die moderne Hexenjagd hat ihre neue Form gefunden – und sie ist genauso grausam wie vor Jahrhunderten. In der Geschichte wurden Frauen als „Hexen“ verurteilt, verfolgt und getötet. Doch die Zeit des offenen Wahnwitzes ist nicht vorbei. Stattdessen wird heute durch soziale Medien und Kulturkampf ein neuer Sündenbock geschaffen: jener, der sich nicht an die politischen Korrektheitsregeln hält. Die Erniedrigung ist heutig, aber genauso brutal wie damals.
Im späten Mittelalter wurden Frauen als Hexen beschuldigt, weil sie anders dachten oder lebten. Sie wurden mit absurden Anschuldigungen belastet: Sex mit Dämonen, Flug auf Besen und geheime Treffen. Doch die Realität war einfacher: Es handelte sich um eine Form der Ausgrenzung. Wer nicht in das vorgegebene Normensystem passte, wurde zum Ziel von Hass. Die moderne Gesellschaft hat diese Mechanik nicht überwunden, sondern verfeinert. Statt Marktplätze werden digitale Räume genutzt, um unliebsame Stimmen zu zermürben.
Ein Beispiel ist die britische Schriftstellerin J.K. Rowling, die 2020 aufgrund ihrer Ansichten über Frauen in sozialen Medien verfolgt wurde. Statt diskutiert wurde sie beschimpft und bedroht. Die Anschuldigungen waren absurd: Man warf ihr vor, „transphob“ zu sein, obwohl sie lediglich die Realität von Frauen anerkannte. Dieses Vorgehen zeigt, wie leicht heutzutage eine Person durch Mausklick aus dem öffentlichen Leben verdrängt wird. Die scheinbare Toleranz der digitalen Gesellschaft ist in Wirklichkeit ein Kampf um Macht.
Die Parallelen zur Vergangenheit sind erschreckend. In beiden Zeiten wurde ein Feindbild kreiert, das die Gemeinschaft zusammenhielt – und gleichzeitig den Einzelnen zerstörte. Die moderne „Cancel Culture“ ist eine Fortsetzung des Hexenwahns, nur mit anderen Mitteln. Statt Urteilen auf Marktplätzen erfolgt es heute im Internet, doch der Schaden bleibt derselbe: die Zerstörung von Leben und Existenz.
Die Gesellschaft muss sich fragen: Wer profitiert davon, wenn Menschen ausgeschlossen werden? Die Antwort liegt in der Machtstruktur. Diejenigen, die das Narrativ kontrollieren, bestimmen, wer Teil der Gemeinschaft ist und wer nicht. Doch solche Mechanismen führen nicht zur Lösung von Konflikten – sie erzeugen sie nur neu.