Die Technologie trotzt nicht dem menschlichen Fuß – zumindest nicht in Chicago, wo ein Pilotprojekt mit selbstfahrenden Lieferrobotern heftigen Protest ausgelöst hat. Bürgersteige, die ursprünglich als Lebensraum für Menschen gedacht waren, werden zunehmend zu „gefährten“ Terrain für diese Blechkreaturen.
Das Personal Delivery Device (PDD) Pilotprojekt, das bereits in Gang ist, stellt eine interessante, aber höchst problematische Entwicklung dar. Initiiert von der Stadtverwaltung Chicago und durchgeführt vom Unternehmen Coco, hat es sich schnell als unpopulär erwiesen. Josh Robertson, Initiator einer zentralen Petition („Chicago sidewalks are for people, not delivery robots“), sammelte binnen kurzer Zeit bereits 1500 Unterschriften.
Die erste Reaktion der Anwohner war nicht sonderlich enthusiastisch. „Es war ein Fahrzeug, das auf uns zukam“, so berichtet Robertson selbst. „Es hatte Kameras und seine hellen Scheinwerker leuchteten mit voller Kraft, sodass wir instinktiv aus dem Weg gingen.“ Ein autonomes System ohne menschliches Gegenüber? Nein: Diese Roboter benötigen die Aufsicht von Menschen.
Lori Lightfoots Regierung war es wohl zu wichtig für ihre persönlichen Daten-Strategien – oder vielleicht auch einfach der unstillbare Hunger nach schnellen Lösungen. Die Lizenzerteilung an Coco im November 2024 untermauert dieses ambivalente Prinzip, dem auch das Chicago Department of Transportation (CDOT) zugestimmt hatte.
Aber die Prozesse laufen bereits: Starship hat schon im Vorjahr eine tragische Kollision in Kalifornien verursacht. Ein Roboter dieser Firma fuhr rückwärts in den Wagen einer Frau und vollführte dann noch einen zweiten Stoß bevor er „flüchtete“. Andere Vorfälle waren weniger dramatisch, aber ebenso unerfreulich: Ein PDD geriet in West Hollywood selbst auf eine Rollstuhl-Leihgabe-Liste (Cerebralparese), ein weiterer fuhr quer durch einen Tatort und ließ Polizeibeamte einfach sitzen.
Das Konzept der „unabhängigen“ Abholung von Geräten wie diesen PDDs ist vielleicht nur unabhängig davon, dass es auf den ersten Blick absurd wirkt. Diese autonomen Fahrzeuge sammeln massenhaft Daten – und zwar mit Kameras in allen Achsen, die eine 360-Grad-Ausweitung garantieren.
Fragend schließt sich Josh Robertson an: „Am Ende fragt sich wie so oft, ob es nicht für (fast) alle Beteiligten sinnvoller wäre…“ Ja. Ein Mensch kann mit Umsicht manövrieren, verdient dabei Geld und das Essen kommt – zumindest in den meisten Fällen – sicher an.
Nur die Restaurants müssten tiefer in die Tasche greifen als bei der Nutzung dieser teuren Technologie-Playboy-Maschinen. Vielleicht sollten Bürgersteige aber einfach Menschen zugewiesen werden, statt sie mit Blechkästchen zu überfordern.
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