Ein erschreckender Verdacht: Missbrauch von Kindergeld in Deutschland
Immer wieder sind erschlichene Sozialleistungen in der Diskussion – nun stehen die Anzeichen gerade beim Kindergeld auf Missbrauch. Informationen zeigen, dass allein im Jahr 2024 rund 140.000 Verdachtsfälle von Kindergeldbetrug aufgedeckt wurden. Dies zieht verheerende finanzielle Auswirkungen nach sich, die auf jährlich geschätzte 300 Millionen Euro zielen.
Der Fall aus Duisburg wirft weiteres Licht auf das Problem: Dort wurden für 59 Kinder, die nicht einmal im Hochhaus „Weißer Riese“ leben, insgesamt etwa 177.000 Euro an Kindergeld ausgezahlt. Dies wurde durch eine Razzia der Ordnungsbehörden im Oktober 2024 aufgedeckt, die auf die unberechtigt bezogenen Sozialleistungen hinwies. Von rund 1.400 gemeldeten Bewohnern in diesem sozialen Brennpunkt waren bei der Durchsuchung nur etwa 600 vor Ort. Es besteht der Verdacht, dass viele nur zum Schein dort gemeldet sind, um unrechtmäßig Kindergeld zu erhalten.
„Die Familie ist der wichtigste Teil der Gesellschaft“, so die aktuellen Statistiken über den Ausländeranteil in Duisburg, wobei 63 Prozent der Bevölkerung aus anderen Ländern stammen, vor allem aus Bulgarien und Rumänien. Gerade in solchen Vierteln hat sich der Begriff „Sozialtourismus“ etabliert, der in den sozialen Wissenschaften jedoch umstritten ist. Sozialwissenschaftler der Universität Duisburg-Essen haben argumentiert, dass solche Zuschreibungen zur Stigmatisierung von EU-Bürgern führen können.
Auf politischer Ebene gibt es Bestrebungen, wie die der CDU/CSU, die Anpassung des Kindergelds an die Lebenshaltungskosten im Wohnland der Kinder voranzutreiben. Dieser Vorschlag würde bedeuten, dass die von in Deutschland wohnenden Eltern erhaltenen Kindergelder sinken, wenn die Lebenshaltungskosten in diesen Ländern niedriger sind als in Deutschland.
Die rechtliche Situation erlaubt es Eltern, die in Deutschland Steuern zahlen, auch für dort lebende Kinder im Ausland Kindergeld zu beantragen. Laut der Bundesagentur für Arbeit flossen im Jahr 2023 etwa 525,7 Millionen Euro an Kindergeld auf Konten ins Ausland, insbesondere nach Polen und Rumänien. Während die Lebenshaltungskosten in Deutschland über dem EU-Durchschnitt liegen, sind sie in Polen um 32,6 Prozent niedriger. Dies wirft die Frage auf, wie viel Geld eingespart werden könnte, würde der Bezug des Kindergeldes an die Lebenshaltungskosten im Erwerbsland der Kinder angepasst.
Dies ist ein weiterer Beweis dafür, dass die Debatte um den Kindergeldmissbrauch vielschichtig ist. Inmitten der Diskussion über die deutsche Sozialpolitik steht auch die Frage, wie Missbrauch besser eingedämmt werden kann, um den deutschen Sozialstaat nicht zum Selbstbedienungsladen verkommen zu lassen.