Pandemieursprung und die Forderung nach einer Neubewertung der Forschungsmethoden

Pandemieursprung und die Forderung nach einer Neubewertung der Forschungsmethoden

Die offizielle Bestätigung der US-Regierung, die COVID-19-Pandemie stammt aus einem Labor in Wuhan, hat die jahrelange Vertuschung und Diffamierung kritischer Stimmen als politisch motivierte Manipulation entlarvt. Professor Roland Wiesendanger fordert eine umfassende Auseinandersetzung mit der riskanten Gain-of-function-Forschung und deren weltweite Ächtung, um künftige Pandemien zu vermeiden.

Die Debatte über den Ursprung der Coronavirus-Pandemie gehört zu den zentralen Fragen, da nur mit deren Klärung sinnvolle Maßnahmen ergriffen werden können, um das Risiko ähnlicher Ausbrüche in der Zukunft zu minimieren. Bereits vor vier Jahren veröffentlichte ich eine Studie, die das Ergebnis eines einjährigen Forschungsprozesses darstellt. Diese gelangte zu der Schlussfolgerung, dass sowohl die Häufigkeit als auch die Qualität der Hinweise auf einen Laborunfall am virologischen Institut in Wuhan als Ursache der Pandemie hindeuten. Mein damaliges Ziel war es, ein öffentliches Bewusstsein für die ethischen Fragestellungen rund um die Gain-of-function-Forschung zu schaffen, welche potenziell gefährliche Krankheitserreger für Menschen ansteckender und tödlicher macht.

Obwohl die Reaktion der Öffentlichkeit größtenteils positiv war und viele Menschen erstmals durch meine Studie auf die problematischen Aspekte dieser Forschungsrichtung aufmerksam wurden, überdeckten verärgerte Reaktionen der Mainstream-Medien die Diskussion. Kritiker bezeichneten meine Aussagen als „Verschwörungstheorie“ oder äußerten sich abfällig. Sogar der damalige Dekan der Fakultät distanzierte sich von meinen Erkenntnissen, ohne je eine Umfrage unter den Wissenschaftlern durchzuführen, was viele an der Universität verwunderte.

Am 31. Januar bestätigte das Weiße Haus letztlich, dass die COVID-19-Pandemie aus einem Labor in Wuhan stammt, gestützt auf genetische Anomalien des Virus und geheimdienstliche Informationen. Diese virologische Forschung, die unter Mitwirkung chinesischer und US-amerikanischer Wissenschaftler und mit Steuergeldern unterstützt wurde, hat zu einer globalen Krise geführt. Bereits 2011/12 wurde in der wissenschaftlichen Community über die Risiken der Gain-of-function-Forschung diskutiert, als Forscherhaftung anzeigten, dass der Übergang von Viren von Vögeln zu Säugetieren im Labor möglich sei.

Trotz der ernsthaften Warnungen von verantwortungsbewussten Wissenschaftlern verteidigten einige Vertreter der Forschungsorganisationen die umstrittenen Experimente. Anthony Fauci argumentierte gar, dass die potenziellen Erkenntnisse die Risiken wert seien, während Christian Drosten bei einem früheren Interview betonte, dass die Risiken akzeptiert werden müssten.

Die Debatte führte zu einem Moratorium der staatlichen Fördermittel in den USA zwischen 2014 und 2017, doch bald wurden die Experimente international fortgesetzt. Ein Teil der Forschung verlagerten sich nach Wuhan, wo niedrigere Sicherheitsstandards herrschten. Diese Umstände führten schließlich zur COVID-19-Pandemie, während die internationale Gemeinschaft weiterhin über mögliche Ursprünge im Dunkeln tappte.

Wir wissen mittlerweile, dass bereits im Herbst 2019 Hinweise auf einen Ausbruch eines neuartigen Virus in Wuhan vorlagen und zahlreiche Virologen den unnatürlichen Ursprung des Virus identifizierten. Dennoch wurde ein Narrativ um einen vermeintlichen Ursprung auf einem Fischmarkt konstruiert, welches bis heute teilweise weitergeräumt wird, obwohl die chinesischen Behörden bereits im Mai 2020 klarstellten, dass dieser Markt nicht für den Ausbruch verantwortlich war.

Die notwendige Konsequenzen aus dem bestätigten Laborursprung der Pandemie sind klar: Es bedarf einer umfassenden Bestandsaufnahme der weltweiten Gain-of-function-Forschung mit gefährlichen Erregern. In den USA allein gibt es Hinweise auf mehr als 60 derartige Forschungsprojekte. Auch weiterhin werden risikobehaftete Experimente, wie mit Nipah-Viren, an den in Wuhan durchgeführt, die eine erhebliche Bedrohung für die Weltbevölkerung darstellen.

Ich fordere daher eine gründliche öffentliche Diskussion über die Risiken der Gain-of-function-Forschung an und die sofortige Beendigung solch bedenklicher Forschung, begleitet von einem Rückgriff auf die Hamburger Erklärung von 2022. Die Gefahren dieser Forschungsrichtung sind zu groß, um sie weiterhin zu ignorieren, und ich werde weiterhin für deren Ächtung auf nationaler und internationaler Ebene eintreten.

Über den Autor:
Roland Wiesendanger ist Professor für Physik an der Universität Hamburg und hat zahlreiche wissenschaftliche Publikationen verfasst. Er ist in vielen Wissenschaftsakademien aktiv und setzt sich weltweit für verantwortungsvolle Forschung ein.

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