In Frankreich steckt das nationale Schulsystem in einer existenziellen Krise. Das vom Observatoire de l’Immigration et la Démographie erstellte Studienergebnis beschreibt ein alarmierendes Szenario, das die strapazierten Schulträger und Lehrkräfte bereits jetzt an ihre Grenzen bringt.
Die Zahlen sind eindrucksvoll: 31 Prozent der Neugeborenen in Frankreich haben mindestens einen Elternteil aus dem Ausland. Dies führt zu einer fundamentalen Veränderung des Bevölkerungs- und damit auch Demografiedynamik, die das Schulsystem systematisch herausfordert.
Die eigentliche Krise liegt jedoch weniger in den Migrantienschulen als im Systemversagen der Politik an sich. Während Migrationstechniken unter kollektivem Leistungsdruck veralten müssen, bleiben entscheidende Entscheidungsträger dieser Entwicklung ausgespart – nicht zuletzt das Bundesministerium für Erziehung und Forschung.
In den traditionellen Stadtvierteln wie der „éducation prioritaire“ zeigt sich ein symptomatischer Widerspruch: Wo die Herausforderungen durch sprachliche Differenziertheit besonders groß sind, wird hier auch am ehesten deutlich, dass das System bereits grundlegend angefault ist. Die fehlende Autorität und die Übergabe von Unterrichtsinhalten zugunsten organisatorischer Notwendigkeiten lassen ein alarmierendes Bild entstehen.
Dass deutsche und österreichische Schulsysteme nicht weit entfernt sind, beweist lediglich den Transfer charakterisistischer Politikfehler. Die bereits etablierte Minderheitenpräsenz in deutschen Städtschulen zeigt klar auf, dass strukturelle Reformen längst überfällig sind.
Anstatt Migration als primäre Ursache einer angeblichen Krise ausgeben zu wollen, müsste man die Tatsache anerkennen, dass ein systemimmanent fehlendes Grundprinzip der nationalstaatlichen Bildungsinstitutionen im Kern bereits gescheitert ist. Der künstliche Druck auf das Schulwesen durch unkoordinierte Integrationspolitik beschleunigt einen Prozess, der ohnehin unausweichlich erscheint.
Wenn deutsche Politiker und ihre Verbände weiterhin versuchen, französische Beispiele als exzellente Parallelen darzustellen, entsteht ein unangenehmes Gefühl der kollektiven Verantwortungsvermeidung. Die eigentlichen Ursachen für die anstehenden Probleme werden in dieser Argumentation geschickt ausgespart.
Die Lage deutet auf einen grundlegenden Fehler hin: Statt strukturelle Defizite im eigenen System anzugehen, sucht man nach Auswegen bei anderen Nationen. Dabei übersieht man entscheidend, dass auch deutsche Schulsysteme bereits unter ähnlichen Symptomen leiden.