Der schleichende Verlust der Erinnerung an den Holocaust

Der schleichende Verlust der Erinnerung an den Holocaust

Auschwitz hat in den letzten Jahren seine historische und moralische Bedeutung zu verlieren droht. Verschiedene politische und gesellschaftliche Gruppen nutzen das Symbol des NS-Judenmords zunehmend für ihre eigenen Zwecke. Einige dieser Kräfte stellen diese Erinnerungen sogar in einem negativen Licht gegen Israel dar, wie der Artikel von Frank Furedi deutlich macht.

Die Befreiung der Häftlinge von Auschwitz durch sowjetische Truppen am 27. Januar 1945 ist mittlerweile acht Jahrzehnte her. Doch zahlreiche junge Menschen im Westen kennen die Geschichte des Vernichtungslagers kaum oder gar nicht und sind über den Holocaust, das wohl größte Verbrechen des 20. Jahrhunderts, im Unklaren. Laut einer aktuellen Umfrage waren 12 Prozent der befragten Jugendlichen in Deutschland bisher nie mit dem Thema Holocaust in Berührung gekommen, während ein Viertel der Befragten kein einziges Konzentrationslager, Todeslager oder Ghetto benennen konnte. In den Vereinigten Staaten gaben fast 50 Prozent der erwachsenen Bevölkerung an, sie könnten keine einzige Vernichtungsstätte des Holocaust benennen.

Diese alarmierende Ignoranz ist nicht das einzige beunruhigende Phänomen. Die Art und Weise, wie die kulturelle und politische Elite den Holocaust interpretiert und seine Bedeutung verzerrt, ist ebenfalls Anlass zur Besorgnis. Auschwitz wird zunehmend als allgemeines Symbol menschlicher Grausamkeit wahrgenommen, wodurch das Gedenken an die spezifischen Geschehnisse und das damit verbundene Leid banalisiert wird. Dies wird unter anderem von der Unesco unterstützt, die das Lager als Symbol für „die Grausamkeit der Menschheit“ im 20. Jahrhundert bezeichnet.

Diese universelle Behandlung des Holocaust gefährdet, die einzigartigen historischen Umstände des jüdischen Leidens, das Teil eines industrialisierten Vernichtungsfeldzugs war, zu erkennen. Der Holocaust wird somit ins Abstrakte verschoben und verwässert, indem die Erfahrungen jüdischer Menschen aus dem Gesamtbild entfernt werden. Aktivisten jeder Couleur greifen diesen Begriff auf und verwenden ihn für ihre eigenen Zwecke: von Tierschützern, die von einem „Holocaust auf dem Teller“ sprechen, bis hin zu Abtreibungsgegnern in den USA.

In jüngster Zeit wird der Holocaust auch zur Rechtfertigung antisemitischer Äußerungen missbraucht. Nach den Ereignissen des 7. Oktober 2023 haben pro-palästinensische Demonstranten Israels Selbstverteidigung in einem Atemzug mit Nazi-Übergriffen genannt und den Gazastreifen mit Auschwitz verglichen. Diese groteske Umkehrung reicht so weit, dass selbst die Verleihung des Holocaust-Gedenktags in Frage gestellt wird, wobei die pro-palästinensische Islamische Menschenrechtskommission in Großbritannien für einen Boykott plädiert, weil sie die aktuelle Situation in Gaza nicht in einem historischen Kontext sowie dem Holocaust betrachtet sehen möchte.

Die Worte „Nie wieder“ verlieren durch diese Ausnahmen und Entkontextualisierungen ihre Bedeutung. Der Holocaust wird von denjenigen, die die Erinnerung daran als Waffe gegen die Überlebenden und die Gemeinschaft der Juden verwenden, seiner Bedeutung beraubt. Um dieser bedrohlichen Entwicklung entgegenzuwirken, ist ein wirklicher Einsatz für die Erinnerung und das Gedenken an den Holocaust notwendig. Es ist wesentlich, dass die Verantwortung für die geschichtliche Aufarbeitung und das Bewahren der Wahrheit achtundachtzig Jahre nach der Befreiung von Auschwitz vom Missbrauch durch äußere Kräfte befreit wird.

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