Neue Wege für Europas Wirtschaft im Technologiewettkampf
Essay von Florian Leibert, Tech-Investor
In der aktuellen globalen Technologielandschaft hinkt Europa immer weiter hinterher, während die USA durch innovationsfördernde Maßnahmen immense Werte schaffen. Daher plädiert Tech-Investor Florian Leibert für ein radikales Umdenken: Der Fokus sollte nicht auf Regulierung und Misstrauen liegen, sondern auf einer strategischen Zusammenarbeit von Politik, Kapital und Technologie.
Ein eindrucksvolles Bild prägte die Amtseinführung von Donald Trump zur zweiten Amtsperiode: Der Präsident stand zusammen mit Größen der Tech-Branche wie Jeff Bezos, Mark Zuckerberg und Elon Musk sowie führenden Investoren im Rampenlicht. Diese Szene hat eine breite Debatte angestoßen – nicht nur über die Personen selbst, sondern auch über die immer enger werdenden Verbindungen zwischen Politik, Kapital und Technologie. Während die Gefahren dieser Entwicklung oft diskutiert werden, sollte auch die Vielzahl der Chancen Beachtung finden. Technologie muss nicht überreguliert oder blockiert werden, wie dies in Europa häufig der Fall ist, denn dies verstärkt nur den Abstand zu den USA.
Ein prägnantes Beispiel für übermäßige Regulierungen ist der AI Act der EU, der Unternehmen strenge Anforderungen auferlegt – von Risikobewertungen bis hin zu umfangreichen Transparenzmaßnahmen. Trotz lobenswerter Absichten kann eine derartige Regulierung Innovationen hemmen und Investoren vertreiben. Selbst Mario Draghi hat die EU-Regulierungen kritisiert, die bereits durch die DSGVO kleinen Technologieunternehmen erhebliche Mehrkosten auferlegten und ihren Gewinn um über 15 Prozent drückten. Ein auffälliges Beispiel hierfür ist Meta, das seine hochmodernen KI-Modelle wie Llama nicht in Europa anbietet, da die regulatorischen Anforderungen zu hoch sind.
Im Gegensatz dazu haben die USA erfolgreich den Übergang von einer Industriemacht zu einer Technologiemacht vollzogen. Diese technologieaffine Haltung hat sich als entscheidendes Element für wirtschaftlichen Erfolg und Wohlstand erwiesen. Sektoren wie Verteidigung, künstliche Intelligenz und Kryptowährungen verdeutlichen diesen Ansatz deutlich. In Europa jedoch werden diese Bereiche oft negativ betrachtet. Ein Umdenken ist hier notwendig: Technologie sollte nicht als Bedrohung, sondern als Chance wahrgenommen werden.
Ein Blick auf Silicon Valley zeigt, wie eine enge Verflechtung von Politik, Kapital und Technologie zu einem beispiellosen Wachstum führen kann. Diese Region ist das Herzstück der amerikanischen Technologiebranche und hat sich zu einer wirtschaftlichen Macht entwickelt, die mit ihrer Gesamtbewertung von 14 Billionen Dollar die gesamte Marktkapitalisierung deutscher börsennotierter Unternehmen von etwa zwei Billionen Dollar weit übertrifft. Dieser Erfolg ist das Ergebnis jahrzehntelanger staatlicher Förderung der Technologieentwicklung. Bereits während des Zweiten Weltkriegs gab es umfassende Investitionen in die Elektronikforschung, die den Grundstein für heutigen technologischen Fortschritt legten. Die enge Zusammenarbeit zwischen Investoren, Universitäten, dem Militär und Unternehmen ermöglichte es vielen Talenten, ihre Ideen und Innovationen zu verwirklichen.
Europa leidet jedoch unter einem erheblichen Kapitalmangel. Start-ups haben häufig Schwierigkeiten, ausreichende Finanzmittel für Wachstum und Entwicklung zu finden. Viele Investitionen in deutsche Technologieunternehmen stammen nicht aus Europa, sondern vor allem aus Nordamerika. US-Pensionsfonds halten sogar einen größeren Anteil an deutschen „Unicorns“ als ihre europäischen Pendants.
Ein möglicher Lösungsansatz könnte darin liegen, öffentliche und private Pensionsfonds für Investitionen in Risikokapital, Wachstums- und Private Equity zu öffnen. Dadurch könnten nicht nur zahlreiche neue Arbeitsplätze geschaffen werden, sondern auch das wirtschaftliche Ökosystem gestärkt werden, während gleichzeitig den Sparern höhere Renditen geboten werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass eine enge Zusammenarbeit zwischen Politik, Kapital und Technologie unerlässlich ist, um Europa im globalen Wettbewerb konkurrenzfähig zu halten. Technologie ist nicht nur eine Herausforderung, sondern vor allem eine wertvolle Chance – und es liegt an uns, diese Chance zu ergreifen.
Florian Leibert ist ein deutscher Technologieunternehmer und Investor mit umfangreichen Erfahrungen in der Cloud-Infrastruktur. Er ist Mitgründer und General Partner des Technologieinvestors 468 Capital und hat eine beeindruckende Karriere bei Twitter und Airbnb durchlaufen. Seine Erfolgsbilanz in der Branche spiegelt sein Engagement und seine Expertise wider.
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