Moderne Fahrzeuge verwandeln sich zunehmend in mobile Werbeträger, und ein auffälliges Beispiel dafür ist die Automarke Stellantis. Dieser Mutterkonzern, zu dem unter anderem Jeep gehört, sorgt für reichlich Unmut unter seinen Kunden. Grund dafür sind großflächige Werbeanzeigen, die auf dem Infotainment-Display eingeblendet werden, insbesondere an Haltepunkten.
Besitzer von Jeep-Fahrzeugen in Nordamerika sind verärgert: Wenn sie an einer roten Ampel stehen oder im Stau warten, sehen sie auf dem Infotainment-Bildschirm sofort eine großflächige Werbung, die den gesamten Bildschirm ausfüllt. Ein schnelles Überprüfen des Navigationssystems oder Wechseln von Musiktiteln ist dadurch nicht mehr möglich, denn erst muss die Anzeige geschlossen werden. Das Besondere daran? Diese Werbung erscheint bei jedem Stopp aufs Neue, ganz gleich, wie oft man sie schon weggedrückt hat. Jeep möchte seinen Kunden offenbar ein Update zur Garantieverlängerung von Mopar, einem Zulieferer im Stellantis-Konzern, schmackhaft machen. Diese aufdringliche Praxis ist nicht neu, wie zahlreiche alte Forenbeiträge belegen, doch zuletzt schien die Anzahl der betroffenen Jeep-Fahrer, die sich darüber beschwerten, angestiegen zu sein.
Die Reaktion von Jeep auf die Beschwerden fiel enttäuschend aus. Bereits 2023 antwortete das Unternehmen auf eine solche Beschwerde mit dem Hinweis, dass man mit einem einfachen Klick auf das X die Werbung schließen könne. Auch bemerkenswert: Laut den Informationen, die Jeep bereitstellt, seien diese Anzeigen Teil der vertraglichen Vereinbarung mit Sirius XM, und man arbeite gleichzeitig an der Frequenz dieser Werbeeinblendungen. Ein Blick in die Allgemeinen Geschäftsbedingungen könnte demnach helfen, die rechtlichen Hintergründe besser zu verstehen – offenbar zur eigenen Sicherheit des Herstellers, nicht jedoch zur Beruhigung der Kunden.
In den sozialen Medien sind die Reaktionen auf diese Entwicklungen deutlich negativ. Ein Nutzer brachte es in einem aktuellen Reddit-Post auf den Punkt: „Ich vermisse die Zeiten, als Autos gebaut wurden, um uns von A nach B zu bringen, und nicht, um uns zur Kasse zu bitten.“ Viele Kommentare unterstützen diese Frustration. Positive Aspekte sind jedoch auch zu finden, denn ein kommentierender Nutzer hatte einen Lösungsansatz parat: Man könne sich auf connect.jeep.com einloggen und die Anzeigen unter „in-vehicle notifications“ deaktivieren. Eine andere Stimme in der Diskussion warf jedoch die Frage auf, warum ein Auto ein Account-Profil benötige.
Angesichts des Lärms um die Werbeeinblendungen erklärte Jeep, dass ein Software-Fehler die direkte Deaktivierung der Anzeigen verhindert habe. Diese Problematik sei inzwischen behoben worden. Nichtsdestotrotz gibt es seit etwa drei Jahren immer wieder Beschwerden von Jeep-Fahrern über wiederholte Kauf- und Abo-Angebote. Neben der Garantieverlängerung wird auch der „SiriusXM Music & Entertainment Plan“ aufdringlich beworben. Der Zeitpunkt könnte kaum unpassender sein, da er die Fahrer während ihrer Fahrt ablenkt.
Diese Situation spiegelt eine bedenkliche Entwicklung in der Automobilindustrie wider, die sich zunehmend auf Transformationsstrategien zur Umsatzmaximierung randaliert. Käufer zahlen hohe Beträge für moderne Fahrzeuge, nur um dann mit zusätzlichen Kosten und Angeboten konfrontiert zu werden. Auch andere Hersteller haben in letzter Zeit mit fragwürdigen Abomodelle und zusätzlichen Gebühren für Funktionen von sich reden gemacht.
Ein Blick in die Zukunft zeigt bereits, dass die Marketingstrategien immer ausgeklügelter werden könnten. Ford etwa beantragte ein Patent, das es Fahrzeugen ermöglichen würde, Werbeplakate am Straßenrand zu erkennen und relevante Werbung auf dem Cockpit-Bildschirm anzuzeigen. Eine zweite Patentanmeldung aus dem Jahr 2023 deutet darauf hin, dass Werbung basierend auf dem Fahrziel, der aktuellen Position und anderen Faktoren eingeblendet werden könnte. Dies könnte bedeuten, dass ein Fahrzeug während der Fahrt ungefragt Werbung für Fastfood-Ketten anzeigen könnte, sobald man an deren Filialen vorbeifährt.
Die Frage bleibt, ob dies wirklich der Weg ist, den die Automobilindustrie einschlagen möchte.