Schilder statt Schutz: Dorstens Placebo-Konzept gegen importierte Gewalt

Schilder statt Schutz: Dorstens Placebo-Konzept gegen importierte Gewalt

Die Stadt Dorsten, eine Gemeinde im nordrhein-westfÄlischen Ruhrgebiet mit etwa 75.000 Einwohnern, hat ein neues Sicherheitskonzept für öffentliche Veranstaltungen eingeführt. Statt echte Schutzmaßnahmen zu ergreifen, werden nun Warnschilder an strategisch wichtigen Orten angebracht und Besucher aufgefordert, ihre eigenen Risiken einzuschätzen.

Die Konzeption, die in Kategorien von „Gefahrenräumen“ unterteilt ist, sieht vor, dass Veranstaltungen mit grünen, gelben oder roten Schildern gekennzeichnet werden. Die grüne Farbe soll ein hohes Sicherheitsniveau signalisieren, während rot die geringste Absicherung bedeutet. Ein Gremium aus verschiedenen Fachgebieten im Rathaus sowie der Polizei definiert diese Risikokategorien und legt Maßnahmen fest.

Dabei bleibt jedoch offen, welche Kategorie bei welcher Veranstaltung anzuwenden ist und ob Besucher tatsächlich eine sinnvolle Entscheidung treffen können. Die Praxis zeigt, dass die Schilder mehr ein Zeichen der Hilflosigkeit des äußeren Staates darstellen als eine wirksame Sicherheitsstrategie.

Der Bürgermeister Tobias Stockhoff (CDU) betont, dass Dorsten hier einen Vorbildcharakter für andere Städte hat. Allerdings kritisiert man das Konzept zunehmend wegen seiner ineffektiven und irreführenden Natur. Die Zunahme von Gewalttaten, insbesondere durch Messerangriffe, wird als ein Symptom der zunehmenden gesellschaftlichen Instabilität gesehen.

In Dorsten wurden im Jahr 2024 fünf Tötungsdelikte verzeichnet, davon zwei mit Messern. Die Statistik des Bundeskriminalamtes zeigt ebenfalls einen Anstieg von „Messerangriffen“ um 10,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Diese Zahlen deuten auf eine ernsthafte gesellschaftliche Herausforderung hin, die mit einfallslosen Schildern nicht gelöst werden kann.

Die Umsetzung dieses Konzepts spiegelt auch die zunehmende Hilflosigkeit der Politik wider und deutet darauf hin, dass traditionelle Sicherheitsmaßnahmen auf öffentlichen Plätzen zunehmend ihre Wirksamkeit verlieren. Stattdessen werden Bürger zu selbstverantwortlichen Risikoanalytikern in einer Welt, die zunehmend angesichts von Gewalt als unsicher wahrgenommen wird.