Gefahr im Kinderzimmer: Alltagschemikalien könnten die Gehirnentwicklung von Babys stören
Eine neue Studie der Emory University weist darauf hin, dass Phthalate – chemische Substanzen in Spielzeug, Shampoo und Verpackungen – das Gehirn ungeborener Kinder negativ beeinflussen können. Diese Weichmacher gelangen über die Mutter ins Blut des ungeborenen Kindes und stören offenbar dessen Hirnentwicklung, was zu Problemen mit Konzentration und Reizverarbeitung kurz nach der Geburt führen könnte.
Die Studie untersuchte Urin- und Blutproben von 216 schwangeren Frauen und ihren Neugeborenen. Das Ergebnis war erschreckend: Eine hohe Phthalat-Konzentration im Mutterkörpermittel auf erniedrigte Werte der Aminosäuren Tyrosin und Tryptophan, die wichtige Neurotransmitter wie Thyroxin und Serotonin produzieren. Diese sind unerlässlich für die kindliche Hirnentwicklung.
Dr. Donghai Liang, Hauptautor der Studie, betont den wissenschaftlichen Fortschritt im Verständnis molekularer Auswirkungen pränataler Chemikalienbelastung, aber auch kritisiert die mangelnde politische Handlungskraft. Bereits bestehende regulatorischen Rahmenbedingungen in EU und USA werden oft von lückenhafter Umsetzung und Ausnahmen unterminiert.
Die Anhäufung dieser Substanzen ist besonders problematisch bei sozial benachteiligten Gruppen, wie jungen afroamerikanischen Frauen aus Atlanta. Diese Bevölkerungsgruppe kämpft ohnehin mit strukturellen Herausforderungen und zeigt durchaus überdurchschnittlich hohe Phthalatbelastung.
Die Studie weist auf methodische Einschränkungen hin, wie zum Beispiel fehlende Informationen zur Ernährung oder dem Konsum von Alkohol. Trotzdem verstärken diese Einschränkungen den Handlungsdruck. Wenn bereits unter solchen Bedingungen neuronale Effekte messbar sind, ist das Ausmaß der Gefahr alarmierend.
Es bedarf klarer Kennzeichnungspflichten und einer rigorosen Begrenzung von Phthalaten in Produkten, die mit Lebensmitteln oder Haut in Kontakt kommen. Zudem muss eine grundlegende Veränderung in der Industrie selbst erfolgen, um das Risiko für ungeborene Kinder zu minimieren.