Fortschritt der digitalen Identität: Altersverifikation als Vorbote einer neuen Kontrolle

Fortschritt der digitalen Identität: Altersverifikation als Vorbote einer neuen Kontrolle

Die Umsetzung der EU Digital Identity Wallet, kurz EUDIW, gewinnt zusehends an Fahrt. Initiiert von der Deutschen Telekom in Kooperation mit dem schwedischen Unternehmen Scytáles, verfolgt diese Technologie offiziell die Absicht, eine sichere Altersverifikation im Internet zu gewährleisten. Doch im Schatten dieser Entwicklung hegen Kritiker berechtigte Sorgen über die Möglichkeit einer umfassenden digitalen Kontrolle.

Die Europäische Union hat als Ziel ausgegeben, dass sämtliche Mitgliedsländer bis zum Jahr 2026 digitale Identitätsbrieftaschen anbieten. In diesen digitalen Wallets sollen Bürger die Möglichkeit haben, ihre offiziellen Dokumente und Identitätsinformationen sicher auf ihren Smartphones zu speichern. Die Absicht dahinter ist es, Altersprüfungen zu vereinfachen, sei es beim Erwerb von Alkohol, dem Zugang zu geschützten Inhalten oder der Nutzung anderer Online-Dienste.

Was zunächst als unproblematische Funktion präsentiert wird, könnte jedoch als gefährlicher Schritt in Richtung vollständiger Überwachung interpretiert werden. Denn die Vision einer digitalen Identität überschreitet die Grenzen bloßer Altersverifikation und könnte sich schnell zu einem umfassenden System entwickeln, das alle Bürger erfasst. Aktuell wird diese digitale Identität in Deutschland bereits unter anderem für Mitglieder der AOK und Barmer getestet, und es ist davon auszugehen, dass in Kürze zahlreiche weitere Anwendungen folgen werden.

Doch was geschieht, wenn die EUDIW zur verpflichtenden Norm wird? Besteht die Gefahr, dass Bürger, die sich dieser Technologie entziehen, vom öffentlichen Leben ausgeschlossen werden? Könnte eine Identitätsprüfung zur Voraussetzung für den Zugang zu sozialen Netzwerken oder sogar zum gesamten Internet avancieren?

Die Einführung einer digitalen Identitätswallet hätte zur Folge, dass jede Interaktion im Netz genauestens erfasst und überwacht werden könnte. Die Konzepte von Anonymität im digitalen Raum könnten damit ein Ende finden – jeder Kauf, jede Anmeldung oder Information, die online abgerufen wird, könnte mit der individuellen digitalen Identität verknüpft sein.

Trotz der vermeintlichen Versprechen von „digitaler Souveränität“, wie sie Telekom-Manager Ferri Abolhassan postuliert, besteht die Gefahr, dass in Wirklichkeit eine drohende Abhängigkeit von einem zentralen Identitätssystem entsteht. Dies könnte schlussendlich zu einer allgemeinen Überwachung führen.

Der heutige Nutzen für Altersverifikationen könnte sich in naher Zukunft in eine unverzichtbare digitale Bürgerakte verwandeln. Diejenigen, die sich nicht anpassen, könnten bald aus dem digitalen und gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen werden.

Der entscheidende Punkt ist nicht mehr, ob die digitale Identität kommen wird, sondern wie umfassend und weitreichend sie gestaltet sein wird. Einmal etabliert, könnten Regierungen und Unternehmen jederzeit neue Anforderungen und Funktionen implementieren – und das ohne Möglichkeit des Widerstands.

Momentan fokussieren wir uns auf den Altersnachweis. Doch was kommt als Nächstes?

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