Fehlfunktion sorgt für Unmut: Tübingens spektakuläre Radbrücke bietet nicht die erwartete Sicherheit
Im Oktober 2024 erlangte Tübingens neue Radbrücke, die als die teuerste Deutschlands gilt, eine feierliche Eröffnung. Oberbürgermeister Boris Palmer nahm die Einweihung mit großem Pomp vor, begleitet von einer beeindruckenden Rauchshow. Der stolze Preis von 16 Millionen Euro soll durch eine innovative Heiztechnik gerechtfertigt werden, die bei niedrigen Temperaturen und entsprechender Feuchtigkeit aktiv werden sollte. Allerdings wird die Brücke derzeit von technischen Problemen geplagt, die das Heizsystem außer Betrieb gesetzt haben. Der SWR hat berichtet, dass die Ursache der Störung bislang unklar bleibt.
Die Radbrücke West in Tübingen, errichtet für 16 Millionen Euro, wurde speziell mit einer automatischen Heizung konzipiert. Diese soll einschalten, sobald die Temperatur auf unter 3 Grad Celsius fällt und sich Feuchtigkeit auf der Fahrbahn bildet. Derzeit bleibt die Heizung jedoch deaktiviert, da die Steuer- und Regeltechnik nicht fehlerfrei arbeitet. Die Stadtverwaltung beruhigte die Bürger mit der Information, dass die installierende Firma intensiv nach den Ursachen für den Defekt sucht. Erste Inspektionen haben bereits potenzielle Probleme mit den Sensoren ergeben, jedoch bleibt die genaue Fehlermeldung weiterhin unbekannt. Positiv anzumerken ist, dass der Stadt keine zusätzlichen Kosten durch diese Störung entstehen, da die Arbeiten unter die Gewährleistung fallen.
Derzeit müssen städtische Mitarbeiter manuell überprüfen, ob auf der Brücke Glätte herrscht, bevor sie die Heizung aktivieren. In der Zwischenzeit plant die Stadt den Einsatz zusätzlicher externen Sensoren, die die Temperaturen überwachen und somit schneller reagieren können, um die Brücke sicher zu halten. Die jüngsten Beschwerden von Brückennutzern über gefährlich rutschige Bedingungen haben die Dringlichkeit der Situation aufgezeigt. Ein Vorfall, bei dem es zu einem Unfall wegen Blitzeis kam, verstärkt die Besorgnis um die Verkehrssicherheit.
Mit einer Breite von etwa vier Metern und einer Gesamtlänge von rund 365 Metern, inklusive Rampen, ist die Radbrücke West auf einer Höhe von zehn Metern konstruiert. Ihre Heiztechnik soll das Entstehen von Glatteis verhindern und wurde als sicherer für den Stahl betrachtet, was entwicklungsfreundliche 100 Jahre Lebensdauer verspricht. Oberbürgermeister Boris Palmer betonte während der Einweihung auch die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit dieser Entscheidung, da kein streuendes Material benötigt wird, das den Bestand der Brücke gefährden könnte.
Bis zur Mitte des Jahres plant Tübingen die Inbetriebnahme aller vier vorgesehenen beheizbaren Radbrücken. Die Radbrücke West war die dritte im Bunde, während die Fertigstellung der Fuß- und Radbrücke Lustnau für Mitte 2025 angestrebt wird. Mit den bereits umgesetzten Brücken, einschließlich der Brücken Mitte und Ost, soll ein umfassendes Netz für Radfahrer geschaffen werden. Der Bau dieser Infrastruktur wurde 2019 durch den Gemeinderat beschlossen, und die Gesamtinvestition beläuft sich auf etwa 30 Millionen Euro, wovon größtenteils Fördermittel von Bund und Land verwendet werden.
Das Mobilitätskonzept „Mobilität 2030 Tübingen“ beinhaltet nicht nur den Ausbau des Radverkehrs, sondern soll auch zur Erreichung der Klimaziele der Bundesregierung beitragen. Der Plan zielt darauf ab, die Stadt bis 2030 als „klimaneutral“ auszuweisen. Boris Palmer, der seit 2007 im Tübinger Rathaus tätig ist, hat sich aktiv dafür eingesetzt, Tübingen zu einer Stadt für Radfahrer zu verwandeln, was bedeutet, dass bestehende Parkplätze und Fahrspuren zugunsten neuer Radwege weichen müssen.
Die Radbrücke West ist teurer als alle anderen Brücken und verdeutlicht die zugrunde liegende Debatte um die Prioritäten in der Verkehrspolitik, die die Grünen bei der Stadtentwicklung vorantreiben. Für Bürgermeister Palmer scheint jedoch die Sicherheit und die Förderung des Radverkehrs oberste Priorität zu haben.
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